Groß Ammensleben (mh)
– In der Geschichte von Groß Ammensleben hat es das noch nicht
gegeben: Mit Erzbischof Giovanni Lajolo, dem Apostolischen
Nuntius in Deutschland, besuchte zum ersten Mal ein Vertreter
des Papstes den 1200 Einwohner zählenden Ort bei Magdeburg.
Anlass waren die Klostertage am vergangenen Wochenende. Der
Besuch des Nuntius war dabei nicht nur ein Ereignis für die
katholischen Christen, sondern für den ganzen Ort. Das zeigte
die Anwesenheit der Vertreter aus Politik und Öffentlichkeit und
die Verwirklichung eines Vorhabens, das schon länger bestand:
Groß Ammensleben nahm den Besuch zum Anlass, ein "Goldenes Buch"
anzulegen, und Nuntius Lajolo war der erste, der sich eintrug.
Die Klostertage fanden zum zweiten Mal statt. Sie waren im vergangenen
Jahr ins Leben gerufen worden, nachdem die Gemeinde die 900 Jahre
alte Klosterkirche St. Peter und Paul zurückerhalten hatte. "Wenn
uns die Kirche wieder gehört, müssen wir daraus etwas machen", hieß
es und im Blick war dabei von Anfang an der ganze Ort. Dem blieben
die Verantwortlichen auch diesmal treu. So gab es am Samstag ein
buntes Programm, an dem sich die Schule und örtliche Vereine beteiligten.
Natürlich gebe es im Ort schon mal skeptische Stimmen in dem Sinne,
dass die Kirche nur auf Mitgliederfang gehen wolle, sagt Michael
Löderbusch, einer der Hauptorganisatoren. Aber dass bei der Vorbereitung
alle örtlichen Vereine unentgeltlich mitgemacht haben, sei ein Erfolg.
Zum Programm gehörten kirchenmusikalische Veranstaltungen und natürlich
die Gottesdienste, bei denen viel Wert auf die musikalische Gestaltung
und die benediktinische Tradition der Klosterkirche gelegt wird.
Die Stundengebete waren wieder überraschend gut besucht, freut sich
Löderbusch. Ein besonderer Beitrag kam diesmal vom katholischen
Norbertusgymnasium Magdeburg: Schüler hatten Glasfenster mit Szenen
aus dem Leben des heiligen Benedikt gemalt. Diese Fenster sind zurzeit
in der Kirche zu sehen.
Unübertroffener Höhepunkt nicht nur der Klostertage, sondern auch
im Leben einer kleinen katholischen Gemeinde war natürlich der Gottesdienst
mit den Nuntius. Michael Löderbusch ist es wohl wie vielen in der
Gemeinde gegangen: "Davon werde ich einige Monate zehren", gesteht
er – nicht nur weil der Nuntius den Gottesdienst mit ihnen feierte,
sondern auch weil die Feier eine besondere Atmosphäre hatte: angefangen
bei der bis auf den letzten Sitzplatz gefüllten Kirche über die
Predigt bis zur musikalischen Gestaltung.
Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Pfarrer Stephan Lorek an die
900-jährige Glaubensgeschichte des Ortes erinnert. Die Gemeinde
wolle den Geist dieser Geschichte fortschreiben – auch mit den Klostertagen.
Ein Anliegen, das der Nuntius in der Predigt würdigte: In einer
Region, in der sich nur noch eine Minderheit zum christlichen Glauben
bekenne, sei dieses missionarische Engagement beispielhaft. "Die
Klostertage zeigen den missionarischen Geist Ihrer Gemeinde. Sie
öffnen Ihre Kirche für alle und möchten sie teilhaben lassen an
dem, was Sie empfangen haben." Mit seiner Anwesenheit wolle er der
Gemeinde die Nähe des Papstes bekunden. In seinem Namen sagte Lajolo:
"Bewahren Sie sich das Bewusstsein, den anderen zu zeigen, dass
Gott jeden Menschen sucht."
Für das Zeichen der Verbundenheit dankte am Ende der Gottesdienstes
der Magdeburger Bischof Leo Nowak. Er erinnerte an die Mut machenden
Erfahrung einer weltweiten Kirche für die katholischen Christen
zu DDR-Zeiten. "Heute zeigen Sie uns durch Ihre Anwesenheit diese
Verbundenheit." Nowak hatte es sich nicht nehmen lassen, den Nuntius
zu begrüßen und war deshalb extra im Anschluss an eine andere Verpflichtung
nach Groß Ammensleben gekommen. Von Verbundenheit sprach auch der
Nuntius noch einmal: Wer in Berlin die Nuntiatur betrete, werde
dort auch Petrus und Paulus – den beiden Patronen der Gemeinde –
begegnen. Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, könnten die Groß
Ammenslebener haben, wenn sie die Einladung des Nuntius zum Gegenbesuch
annehmen.
Nach dem Gottesdienst gab es für alle noch viel Zeit zu Gespräch
und Begegnung. Auch der Nuntius machte davon ausgiebig Gebrauch,
beispielsweise bei der Besichtigung des Caritas- Heimes für seelisch
Behinderte. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch richtete er noch einige
Worte an alle Ammenslebener. Er drücke den Deutschen in diesen Tagen
besonders die Daumen für die Fußballweltmeisterschaft, denn: "Wenn
Deutschland Weltmeister werde, falle auf alles, was mit Deutschland
zu tun hat, ein bisschen von dem damit verbundenen Glanz – auch
auf den Nuntius in Deutschland. Und dann steigt im Vatikan mein
Ansehen!" Auf die Bitte der Bürgermeisterin gab es am Ende noch
einen Gruß auf Italienisch: "E viva, Groß Ammensleben!"
Quelle: Tag des Herrn, 2002, Ausgabe 25 »»Zum
zweiten Mal Klostertage in Groß Ammensleben / Nuntius Lajolo feierte
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