Groß Ammensleben (mh) - "Wenn die Kirche wieder uns gehört, dann
müssen wir daraus auch etwas machen." Stephan Lorek und Michael
Löderbusch waren sich einig. Lorek ist Pfarrer in Groß Ammensleben,
Löderbusch - im Hauptberuf Lehrer am Norbertusgymnasium Magdeburg
- sorgt in der Gemeinde für die Kirchenmusik. Anlass dieser Überlegungen
war die Rückübertragung der Klosterkirche in Groß Ammensleben in
das Eigentum der katholischen Pfarrgemeinde Anfang des Jahres. Ergebnis
waren die ersten Klostertage, die am vergangenen Wochenende stattfanden.
Von Freitag bis Sonntag standen künstlerische, vor allem kirchenmusikalische
Veranstaltungen, Gottesdienste, ein Vortrag und Kirchenführungen
auf dem Programm.
Die Klosterkirche St. Peter und Paul hat eine fast 900-jährige Geschichte.
Im Jahre 1120 war das Kloster als Augustiner-Chorherrenstift gegründet
worden. Neun Jahre später kamen Benediktinermönche nach Groß Ammensleben.
Die Kirche selbst - heute eine Sehenswürdigkeit an der Straße der
Romanik - wurde 1135 geweiht. Das Kloster blieb nach der Reformation
katholisch. Sein Ende fand es 1804, als der Staat während der so
genannten Säkularisation die Kirche enteignete. Bis Ende letzten
Jahres war das Kirchengebäude in staatlichem Besitz, wurde aber
von der katholischen und der evangelischen Gemeinde als Gotteshaus
genutzt.
Die Rückübertragung der Kirche war für Pfarrer Lorek und seine Gemeinde
Ansporn, der Kirche wieder ihren Platz im Ort zu geben. "Das Kloster
war immer der Mittelpunkt des Dorfes." Daraus entstehe für ihn und
seine Gemeinde ein Auftrag gegenüber den Menschen, die heute in
dem Ort leben, auch wenn viele von ihnen mit der Kirche nichts mehr
zu tun haben. Von den 1200 Einwohnern in Groß Ammensleben sind etwa
200 katholisch. "Wir müssen etwas machen und dürfen uns nicht verstecken."
Die Klostertage hatten dabei verschiedene Akzente: Zunächst galt
es für die nichtchristliche Dorfbevölkerung die "Hemmschwellen"
niedrig zu legen - mit Erfolg. Mancher habe an diesem Wochenende
zum ersten Mal wieder die Kirche betreten, berichtet der Pfarrer.
An die benediktinische Tradition sollte vor allem mit den Gottesdiensten
erinnert werden: So feierte die Gemeinde - teilweise zusammen mit
den Benediktinern der Huysburg - die Stundengebete. Mit überraschender
Ressonanz, sagt Löderbusch: Rund 30 Leute nahmen jeweils an den
einzelnen Gebetszeiten teil. Ebenfalls mit einem Benediktiner, dem
Abt des Klosters Gerleve bei Münster, Dr. Pius Engelbert, feierte
die Gemeinde am Sonntag die Eucharistie. Für den Abt ein besonderes
Erlebnis vor allem wegen der musikalischen Gestaltung durch den
ökumenischen Kirchenchor, in dem - wie Löderbusch berichtet - auch
Nichtchristen mitsingen. Dass die Leute sich so engagieren, um ihre
Kirche bekannter zu machen, "ist sehr erfreulich", sagt Abt Pius.
Obwohl er sich viel mit benediktinischer Geschichte beschäftigt
habe, kannte er selbst dieses alte Kloster bisher nicht. Die Predigt
nutzte der Abt, um die Ammenslebener zum Weitermachen zu ermutigen:
"Die Kirche ist wesentlich missionarisch. Die Zeit sich ängstlich
einzuschließen, ist seit dem ersten Pfingstfest vorbei." Gerade
die heutige Gesellschaft brauche Gott, weil sie ohne ihn rasch unmenschlich
werde, auch wenn sie das - wie Beispiele in der aktuellen politischen
Diskussion zeigten - mit dem "Mantel der Barmherzigkeit" zudecken
wolle.
Pfarrer Lorek ist mit den ersten Klostertagen - an deren Programm
sich auch örtliche Vereine und Schulen beteiligten - zufrieden:
"Es waren - dank der Mithilfe vieler - gelungene Tage, so wie wir
uns das erhofft haben." Es war "ein Fest der Begegnung zwischen
Kirche und Dorf, zwischen Alltag und Besonderem, zwischen Heute
und Gestern". Schon deshalb sollen die Klostertage eine Fortsetzung
erfahren. Wie diese aussehen kann, wird in den kommenden Wochen
überlegt.
Quelle: Tag des Herrn, 2001, Ausgabe 26, »»Damit
die Kirche wieder ins Dorf kommt: Klostertage in Groß Ammensleben
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